TomTom mobile für MS Smartphones

(19.11.2004 00:00 CET)

"Navigation auf dem Handy? So ein Quatsch!". Diese durchaus nicht selten getroffene Aussage basiert in vielen Fällen darauf, dass der Bildschirm eines Mobiltelefons vermeintlich zu klein für eine lesbare Darstellung einer Karte samt Anweisungen ist und die Rechenpower eines Smartphones nicht für eine performante Wegführung ausreicht. Aus den Erfahrungen mit den ersten Versionen des Wayfinders auf einem SonyEricsson P900 war ich ähnlicher Auffassung.

Nachdem die ersten Microsoft Smartphones auf den Markt kamen und immer wieder die Frage nach der Vergleichbarkeit zu einem Pocket PC zu beantworten waren, war auch hier die Navigation eines der Kernthemen. Mittlerweile haben die Hersteller reagiert. Mit dem TomTom mobile, der mobilen Version des TomTom Navigators, ist das erste System bereits auf dem Markt, Navigon und Destinator haben bereits Smartphone-Versionen ihrer Produkte angekündigt.

Eigentlich könnte man zum Test des Systems den Test des TomTom GO verwenden: Eine Installation der Software über einen PC ist nicht nötig, die beiliegende MMC-Karte wird in den Speicherslot des Smartphones eingelegt (das Qtek 8080 im ersten Test). Eine Freigabe für die neuen Geräte wie den SDA, das C500, etc., gibt es noch nicht, nichts desto Trotz funktioniert es auf diesen Geräten wie weiter unten beschrieben, die Software kann problemlos von der MMC-Karte auf eine MiniSD-Karte kopiert werden.
Ist die Karte einmal eingelegt, dann findet sich im Startmenü des Telefons eine Verknüpfung direkt auf das Programm. Beim ersten Anklicken wird dann die tatsächliche Installation auf dem Smartphone durchgeführt.

Wie schon in diversen Foren zu lesen war, besteht der "Kopierschutz" des TomTom mobile aus einer Einschränkung auf die Nutzung mit der mitgelieferten TomTom-Bluetooth-Maus. Die Software selbst muss im Gegensatz zur Pocket PC-Version nicht extra aktiviert werden, was die Handhabung für den technisch eher unversierten Benutzer vereinfacht. Die Kehrseite der Medaille: Wer das Paket kauft, kann trotzdem kein anderes Bluetooth-GPS nutzen, was vielleicht bereits vorhanden ist oder bessere Empfangseigenschaften/höhere Standbyzeiten hat. Aus meiner sicht eine unkluge Entscheidung: Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis irgendjemand ein kleines Tool anbietet, dass dem System vorgaukelt, es sein eine TomTom-Maus, die da sendet, und dann ist der unrechtmäßigen Verbreitung des Programms Tür und Tor geöffnet.

Nach dem Start der Software wird automatisch die Verbindung zum GPS aufgebaut. Dabei ist nicht mal die Kopplung nötig, es wird automatisch erkannt und nach knappen anderthalb Minuten fordert die Software einen Neustart. Danach wird die Verbindung zum GPS nach jedem Start des Programms automatisch aufgebaut.

Wer den TomTom Navigator von einem anderen System kennt, der hat wenig Probleme, sich in die Bedienung einzufinden: per Joystick kann im Menü seitenweise geblättert werden, per Nummerntasten wird eine Position aufgenommen.

Die Zieleingabe funktioniert per Tastatur des Telefons, wobei die letzten Angaben (Stadt, innerhalb einer Stadt die Strassen), die bereits als Ziele verwendet wurden, direkt zur Verfügung stehen. Nach Eingabe des Ziels wird anhand der ermittelten Position der vermeintlich optimale Weg berechnet, wie bei den anderen TomTom-Systemen ist dabei keine Auswahl möglich, ob man den schnellsten oder kürzesten Weg verwenden möchte. Eine kleine Übersichtskarte zeigt dann die komplette Strecke an, kann aber auf Grund des Maßstabs und der Größe des Displays wenig sinnvoll verwendet werden.

Ist man dann einmal unterwegs, dann stehen die gewohnten Ansichten zur Verfügung: 2D Draufsicht auf die Strecke, 3D-Ansicht und komplette Ausblendung der Karte und damit reine Pfeildarstellung. Selbst in der doch recht komplexen 3D-Ansicht ist eines gleichzeitig überraschend und begeisternd: Die Darstellnug ist trotz der vergleichsweise langsamen Prozessoren absolut flüssig und ruckelfrei. Wie auch immer man die Darstellung wählt: Ist das Telefon sichtbar platziert, dann hat man trotz des kleineren Displays subjektiv nicht weniger Informationsgehalt als bei einem Pocket PC oder dem TomTom GO. Und noch mehr: eher durch Zufall war das Telefon in der Jackentasche bei einer Fahrt durch fremdes Terrain und die Navigation noch aktiv: Selbst ohne Sicht auf das Display, nur durch die Sprachanweisungen geleitet findet sich ein Ziel problemlos.


Betrieb auf einem C500/SDA:
Die Aussagen sind lange durcheinander gegangen: TomTom selber gibt natürlich nur Geräte frei, die bereits mit der Software getestet sind, und so sind die interessanten neuen Geräte wie der T-Mobile SDA und das SPV C500 (und die kompatiblem Ableger davon) noch nicht als geeignete Geräte aufgeführt. Im Standard machen dazu leider auch die Bluetooth-Settings der Telefone, die von der BT-Maus auf die Software leiten müssen, einige Probleme, wodurch die Standard-Version, die getestet wurde, nicht zu betreiben war. Einfache Abhilfe dazu gibt es jedoch:

1. Löschen aller Bluetooth-GPS im Bluetooth-Manager des Telefons
2. Download des TomTom Traffic Updates für den TomTom mobile (was die entsprechenden Änderungen in der EXE-Datei bereits beinhaltet). Dazu benötigt man einen gültigen Produktcode für den TomTom mobile, den man als Käufer automatisch bekommt. Alternativ gibt es hier direkt die Datei.
3. Wird nur eine 256MB-MiniSD-Speicherkarte verwendet, dann müssen einige Dateien gelöscht werden, um Platz für das Update zu machen. Dazu eignen sich vor allem diie Sprachdateien niederer Qualität: Für ein Microsoft Smartphone werden die höherwertigen 22KHz-Dateien verwendet (dataXX.22k, xx gibt die Sprache an). Kein Grund also, die 16kHz-Dateien für Symbian und MS Smartphones (dataXX.chk) zu behalten. Werden diese gelöscht, dann ist Platz genug auf der Karte, um die Installation des Updates auf der Karte durchzuführen (sonst liegt das Update im Hauptspeicher, der Link im Startmenü führt aber auf die Speicherkarte)
4. Ganz wichtig ist es, in den Bluetooth-Einstellungen des Telefons den COM7: zu DEaktivieren, sonst blockt das System ihn und TomTom kann nicht auf ihn zugreifen.
5. Das TomTom GPS muss eingeschaltet werden, dann die Software gestartet werden. Nach einer bis anderthalb Minuten meldet die Software, die Einrichtung sei nun fertig und das Telefon müsse neu gestartet werden. Nach Neustart des Telefons und der Applikation wird die Verbindung zum GPS automatisch aufgebaut.

Preis:

EUR 299,- direkt bei TomTom

Fazit:

Vor dem Test hätte ich aus dem Bauch noch anders geurteilt: Navigation auf einem Smartphone kann nur schwächer sein als auf einem Pocket PC. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher: Die Qualität der Navigation ist die gleiche, die Sprachanweisungen und Routenführung sind quasi identisch, und während der Fahrt habe ich sowieso keine Zeit, auf Details im Display zu schauen. Der Vorteil aber: Den PDA habe ich (im Gegensatz zum Handy) nicht immer dabei. Einziges Manko: Die Bindung an das TomTom Bluetooth-GPS. Hätte man die Produktregistrierung wie bei der PPC-Version belassen, dann hätten auch fest eingebaute BT-GPS genutzt werden können. Auf der anderen Seite: Mein TomTom GPS liegt in einer Seitenabdeckung im Kofferraum, ist dort stromversorgt und hat Empfang. Damit einfach ins Auto setzen und losnavigieren: das hat was!

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